Der Jareker Friedhof
Der Jareker Friedhof lag am östlichen Ortsrand an der Straße, die Haad hieß. Der Ganak, die Verlängerung der Kreuzgasse, führte direkt auf den Friedhof zu. Dahinter schlossen sich die Hutweide und die Weingärten an. Man betrat den Friedhof durch ein Tor, hinter dem die Reihen der Gruften lagen. Sie waren mit schönen Grabsteinen oder Obelisken aus weißem oder schwarzem Marmor und Granit geschmückt.
Die Gruften waren gemauerte Kammern, in die man 4 bis 6 Särge in 2 Ebenen stellen konnte. Oben auf den Gruften lag eine Platte. Der Eingang war auf der Vorderseite. Nach einer Beerdigung wurde er zugemauert.
Während der Zeit in der Jarek ein Vernichtungslager war, von Dezember 1944 bis zum Frühjahr 1946, wurden die Lagertoten laut Aussagen von Augenzeugen einfach ohne Sarg in den Gruften abgelegt.( Siehe Lager Jarek) Als alle Gruften voll waren, und die Zahl der Toten ständig weiter bis auf 7000 anstieg, hob man im Anschluss an den Friedhof auf der Hutweide nacheinander 7 Gruben aus, in die man die Toten hineinwarf und mit der Erde aus der nächsten Grube zudeckte.
Das Lager wurde im Frühjahr 1946 aufgelöst und getreue Tito Partisanen kamen als „Neusiedler“ ins Dorf und in unsere Häuser. Sie holten sich die schönen Grabsteine für ihre eigenen Gräber. Die Gruften mit den Abdeckplatten blieben bis in die 70iger Jahre erhalten. Die ersten Jareker, die in den 60iger Jahren ihr altes Dorf besuchten, trauten sich nur unter großen Gefahren in die Gegend des Friedhofs. Deshalb gibt es auch nur wenige Bilder vom Friedhof aus dieser Zeit. Trotzdem habe ich einige sehr aufschlussreiche Bilder von Verwandten erhalten und auch einige im Nachlass von Michael Schmidt gefunden, die von Professor Anton Scherer stammen. Er besuchte im Jahr 1966 Jarek und den Friedhof. Einige seiner Bilder sind im Heimatbuch Zammegetraa auf Seite 74 abgedruckt.
Vom Anfang bis Mitte der 70iger Jahre wurde der Friedhof eingeebnet und mit Häusern überbaut. Nichts erinnert mehr daran, dass in diesem Teil des Dorfes einmal Generationen von Jarekern beigesetzt wurden. Auch die Massengräber wurden planiert und zum Teil überbaut.
Die deutschen Friedhöfe in anderen Donauschwäbischen Dörfern sind völlig verwildert und zugewachsen, die Grabsteine wurden zum größten Teil entfernt, aber die Gruften sind zum Teil noch vorhanden. In den letzten Jahren gelang es z.B. in Katsch und Budisava einen Teil der noch erhaltenen Grabsteine zu retten und in einer kleinen Gedenkstätte aufzustellen. Es wäre schön, wenn das auch in anderen noch vorhandenen Donauschwäbischen Friedhöfen gelänge. In Jarek hat man die Erinnerungskultur an unsere Toten und die vielen tausend Toten in den Massengräbern vollkommen zerstört.
Inge Morgenthaler